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Seifenschaumschnee oder Weihnachten für Anfänger

Ich bin ein Weihnachtsmuffel, seit ich kein Kind mehr bin. Seit ich ein Kind habe, muffle ich weniger.

Als Kind war Weihnachten toll, ich erinnere mich gut an die Aufregung, wenn wir endlich den Baum und die Geschenke sehen konnten, an den süssen Geruch von all den Leckereien, die vielen Kerzen, die warme Stube und das kleine flauschige Vögelein im Nest auf dem Krippendach. An das schöne, hölzerne Karussell, welches sich mit der Wärme der Kerzen im Kreis drehte.

Dieser ganze Zauber geriet in Vergessenheit – bis, ja bis ich irgendwann im Oktober mit dem Kind einkaufen war und es plötzlich von überall scheusslich glitzerte, blinkte, glänzte und funkelte. Ich wollte, wie jedes Jahr, aufstöhnen und fluchen. Die unliebsamen Wörter blieben jedoch auf halbem Weg in meinem Hals stecken und ich schluckte sie schnell hinunter.  Vor mir im Einkaufswagen hopste ein kleiner Körper ganz aufgeregt auf und ab, kleine Hände zeigten wie wild auf all den Plunder, Augen glänzten und ein kleiner Mund rief ganz entzückt: „Ohh..ahhh…Mama, was ist das? “ „Das ist Weihnachten,“, sagte ich, ein bisschen überrumpelt,auch ein bisschen abschätzig und natürlich auch ein bisschen falsch. „Ich will mir das anschauen“, das Kind, völlig aus dem Häuschen, „das ist schön“. Also nahm ich das Kind aus dem Wagen und wir schauten uns lange, unendlich lange diese ganzen Dinge an. Es muss da ja auch immer diese Schneemänner und Nikolause geben, die sich bewegen. Und von irgendwoher fliegt Styroporschnee. Aber der kleine Körper meines Kindes vibrierte regelrecht und ich liess mich anstecken. Und ich hatte so ein warmes Gefühl im Bauch und wusste, dass ich Weihnachten möchte, für uns. Nicht mit Glimmer und Glitzer (vielleicht ein ganz wenig für das Kind), nicht mit religiösem Hintergrund, nicht mit einer Geschenkeflut – aber mit diesem wunderbaren Zauber, ganz viel gemeinsamer Zeit, und kleinen Überraschungen und Liebe. Ein Fest der Familie und der Geborgenheit. Denn das war glaub ich auch die Quintessenz von dem, was ich aus meiner eigenen, frühen Kindheit mitgenommen habe und wohl auch das, was mich später in dieser ganzen Weihnachtszeit immer unsäglich traurig machte.

Jedenfalls bin ich, durch diese ganzen Jahre der Abstinenz, ein totaler Weihnachtsamateur. Zu Beginn war es noch einfach, da konnte ich mit dem Kind einfach ein bisschen in die Stadt „Weihnachten schauen“ gehen. Je näher der Dezember rückte, um so aufgeregter wurde ich.Das Kind und ich waren längst weihnächtlich gestimmt, der Mann liess sich zu Beginn ein bisschen von der andalusischen Sonne irritieren.

Hier nun ein kleiner Einblick in unsere Weihnachtsvorbereitungen.

Der Baum

Wir lagen in Badebekleidung am Strand, die Sonne wärmte angenehm die schon leicht braune Haut.

Ich: Wir brauchen einen Baum

Der Mann: Hm?

Ich: Eine Tanne natürlich nicht

Der Mann: Hm?

Ich: Am besten schon einen toten

Der Mann: Von was sprichst du eigentlich?

Ich: Vom Baum natürlich

Das war bereits Mitte November, gebe ich ja zu. „Der Baum“ stand dann auch bereits in der letzten Novemberwoche in unserer Stube, dank toller Arbeitseinteilung.

Ich war zuständig fürs Finden und nach Hause tragen (er lag am Strassenrand, auf einem Komposthaufen).

Der Mann brachte ihn in Form.

Das Kind darf schmücken und hiermit sind wir schon bei Punkt 2

baum

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