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Saisonstart

 

Anfang dieses Monats haben wir die Ferienwohnung in einem kleinen Kuhdorf wieder gegen den Wohnwagen ausgetauscht. Ich hatte mich wohl gefühlt dort, wenn auch nicht heimisch. Sie hat nie nach uns gerochen, es blieben immer fremde Betten – und doch war ich etwas traurig, als ich hinter mir die Tür zuzog. So viel ist geschehen in diesen Räumen; manchmal glaube ich, die Geschichten bleiben in den Wänden hängen. Und dann möchte ich bleiben, dort, wo die weissen Wände nicht mehr weiss sind, sondern leuchtende Erinnerungen.

Ein paar Details haben sich in mein Gedächtnis gebrannt, die kleine Waschmaschine, die bei jedem Waschgang quer durch den Raum wanderte, der Blick in den Sternenhimmel von der Matratze unter dem Dachfenster aus, ein Lied in Endlosschleife beim Warten, die ersten Geburtswehen, das Loch in der Duschwand, die Rückkehr mit dem kleinen Bündel Mensch im Arm,die erste Nacht zu viert im grossen Bett.

Draussen regnete es, wie immer, wenn wir unseren Wohnwagen beziehen. Und wie immer stand ich dann da, mit all dem Zeugs in unzähligen Taschen und den Tränen nah.Wohin mit alldem und wohin mit uns in dieser Trostlosigkeit?  Alles war feucht,klamm, eng und kalt. Das Einräumen mühselig, zu viert nun noch mehr Sachen, die geschickt verstaut, gestapelt, aufgehängt werden müssen.

Aber je mehr ich eingeräumt hatte, desto heimeliger fühlte es sich wieder an. Das Kind tanzte aufgeregt im Kreis, sie hatte sich schon lange gefreut, endlich wieder im Wohnwagen und an „unserem Meer“ zu wohnen. Nach erfolgreichem Einheizen, einer Tasse Kaffee und anschliessendem Bett-Picknick, verflog mein trostloses Gefühl langsam. Nachts schmiegten sie die Körper wohlig warm aneinander, so dass nur die Nasenspitzen kalt blieben. Am nächsten Morgen waren wir angekommen

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Beinahe habe ich vergessen wie fabelhaft es ist, vom Kuckkuck geweckt zu werden; wie schön es ist, mit dem Wetter zu leben und sich danach zu richten. Das Kind fegt wie ein Wirbelwind über den Platz, findet immer jemanden oder etwas zum Spielen, pflegt ihren kleinen Garten, purzelt am Morgen als Erste aus dem Wohnwagen und verkündet die aktuelle Wetterlage, wobei sie zwischen „Gummistiefeltagen“ und „nicht Gummistiefeltagen“ unterscheidet. Das Bébé liebt das Draussensein genauso wie der Rest der Familie und ist die meiste Zeit unglaublich zufrieden. Sie mag Windelfrei, Liegestuhlliegen, lachende Gesichter, wilde Spiele, Tragetuchschlafen, lustige Geräusche und schleckende Hundezungen an ihren Füssen. Die Tage verfliegen und sind voller Leben und kleinen Abenteuer.

Wir geniessen den Campingplatz – umso intensiver vielleicht, weil es unsere letzte Saison ist. Die Würfel sind gefallen, der Campingplatz verkauft und verpachtet – ohne uns. Der Blick in die Zukunft scheint dennoch rosa, aber bald mehr dazu.

 

WartenRosa

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Unterwegs Schweiz- Vinyols

Zugvögel

Geplant war unsere Abreise enthusiastisch um 6 Uhr in der Früh. Nach einer schlafarmen Nacht (wieso müssen meine Nächte vor Abreisen eigentlich immer, wirklich immer, schlaflos sein?!), verpenntem Kaffee und halbherzigen letzten Packversuchen, tuckerten wir gegen halb neun los Richtung französische Grenze.
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Herbstliche Aufbruchsstimmung

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Dieses Jahr habe ich den Herbstanfang ganz bewusst wahrgenommen. Er kündigte sich an einem späten Augusttag an, fegte in einem wilden Sturm über den See und brachte erste kühle Strömungen mit. Da roch ich ihn zum ersten Mal. Und mit ihm kam dieses Gefühl von baldigem Aufbruch. Nun sind die Bäume schon beinahe kahl, der Campingplatz liegt im Winterschlaf und wir packen gemütlich unsere sieben Sachen.

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Anfangs Jahr sahen unsere Reisepläne viel kühner aus, nun machen wir eher kleine Schritte. Unser Ziel liegt irgendwo in Andalusien, und morgen machen wir uns auf, es zu suchen. Mit Camperbus „Bonzo“ und drei Monate Zeit im Gepäck. Zeit für uns. Dieses Jahr ist alles ruhig und gemütlich.

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Letztes Mal sah das anders aus klick.

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Lebenszeichen

Es ist laut im meinem Leben – und hier dafür ungewöhnlich still. Seit Wochen hochsommern wir vor uns hin, mit selten weniger als 30 Grad, mit einem Campingplatz, der fast aus allen Nähten platzt. Heisse, arbeitsintensive Tage lösen freie, wasserintensive Tage ab. Wir schwitzen und kriegen Lederhaut und sonnengebleichte Haare. Wir hängen in Liegestühlen, garen vor uns hin und naschen Eis. Der See ist Pipiwarm.

Zugvögel fliegen Gedichte in den Himmel.

Unser Minigarten schenkt täglich süsse Tomaten und saftige Gurken.

Ich bin dauermüde, es ist mir oft übel und der Bauch wächst, ganz zaghaft (und doch überraschend schnell im Vergleich zum ersten Mal.)

Lebenszeichen.

Sunneungergang

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Ausfliegen: Camping Tariche

Wenn uns an unseren zwei freien Tagen das Vorzelt auf den Kopf zu drohen fällt, stopfen wir kurzer Hand unseren kleinen Camperbus „Bonzo“ mit dem Nötigsten voll (Windeln, Kaffee, Zahnbürste und Bettdecke) und fahren los. Meist irgendwo in die Natur. Das Kind hat rote Wangen und wir auch. Es riecht nach Abenteuer, auch wenn es womöglich keins ist, oder nur ein ganz kleines, oder einfach eins aus Kinderaugen, was sowieso am Schönsten ist. Oft ist es unser, zugegebenermassen nicht besonders originelles, Ziel einen anderen Campingplatz anzufahren – meistens übernachten wir dann irgendwo wild, abgeschreckt von unfreundlichen, ungemütlichen und besonders bünzligen Plätzen. Da pinkle ich lieber in Büsche.
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Bilder zum Wort

Letztes Jahr wurde ich angefragt ein Drehbuch für einen Kurzfilm zu schreiben. Trotz widriger Umstände auf den Kap Verden (gestohlener Laptop mit beinahe fertigem Treatment) kriegte ich das irgendwie auf die Reihe. In den letzten zwei Wochen wurde meine Geschichte nun verfilmt, ich durfte als Regieassistentin bei den Dreharbeiten mit dabei sein. Es hat unglaublich viel Spass gemacht, war anstrengend, intensiv und bereichernd. Besonders schön war für mich die Entdeckung, das (meine) Worte bei unterschiedlichen Menschen dieselben Bilder hervorrufen. Das Drehbuchschreiben an und für sich ist eine eher trockene Angelegenheit, umso mehr war ich von der Kreativität am Set und der visuellen Schönheit angetan. Solche Projekte beleben mich sehr, trotzdem bin ich froh, kehrt bei uns nun langsam wieder etwas Ruhe ein.

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Wohnlicher Wagen Part II „Der Garten“

Auf dem Campingplatz gibt es einige Regeln, die man wissen und vor allem auch beachten sollte. Nun, da wir nicht mehr hinter den Toiletten wohnen, geht uns das auch etwas an. Besonders die Gartengestaltung hat schon für ganz viel böses Blut und zum Teil sogar zu Gartenzwergtotschlägen und Blumenbeetenthauptungen geführt. Was aber tun, mit den eigenen paar grünen Quadratmetern unter Berücksichtigung aller Regeln, aller Nachbarn und der ganzen Öffentlichkeit? Zuerst einmal haben wir getan, was wir am Besten können:

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Zeltwelten – „Die Töfflibuben“ (Die Mopedjungs)

Wir schreiben den 5.April 2015. Es ist einer dieser Tage, an denen sich Schokoladenosterhasen an sonnigen Orten zu kopflosen Monstern transformieren und einer dieser Nächte, an denen vor der Wohnwagentür liegengebliebenes Gemüse durchgefroren ist, gänzlich.

An diesem Tag stand das erste Zelt der Saison auf unserer Zeltwiese.

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Die verrückten, verwegenen Zwei.

Vierzehnjährige Jungs, mit ihren Mopeds und vor Aufregung (oder Kälte) roten Ohren. Wir sind beeindruckt. Sie sind eine hübsche Strecke getuckert, um nun bei Minustemperaturen auf unserer eisigen Wiese zu nächtigen. Und das alles nur zu Übungszwecken, denn im Sommer wollen sie mit ihren Töffli die weite Reise ins Tessin wagen.

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Die Nacht haben sie gut überstanden, genaue Details sind nicht bekannt. Ich habe mein mütterliches Verlangen, ihnen einen Bettflasche zu bringen, erfolgreich verdrängt. Der Mann hat ihnen Asyl in Notfällen geboten.

Am nächsten Morgen haben sie ihre Gefährte sorgfältig mit Papiertaschentücher gereinigt und sind von dannen gebrummt. Nur die Taschentücher blieben einsam zurück.

Oh süsse Jugend.

(Und weil mich die Beiden nachhaltig beeindruckt haben, werde ich nun Augen und Ohren offen halten, um weiter Zeltwelten-Geschichten zu sammeln)

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Saisonstart in Wort und Bild

Am 1. April wollten wir in unseren Wagen einziehen. So lautete der Plan. Dann kam der Niklas und zerstörte mal einfach so unser Vorzelt. Der Mann verfiel ein wenig in Panik ob dem nahenden Regen und dem neu erstandenen Sofa (er hat zähen Whats-app Kontakt mit einem Teeniesofabesitzer geführt, allein die erste Nachricht lautete so: Hey mann, wer bist du? Ich bin Rom.  Er hat das tapfer durchgezogen und wir haben nun ein Sofa, das auf den Zentimeter genau passt.)

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