5

Seifenschaumschnee oder Weihnachten für Anfänger

Ich bin ein Weihnachtsmuffel, seit ich kein Kind mehr bin. Seit ich ein Kind habe, muffle ich weniger.

Als Kind war Weihnachten toll, ich erinnere mich gut an die Aufregung, wenn wir endlich den Baum und die Geschenke sehen konnten, an den süssen Geruch von all den Leckereien, die vielen Kerzen, die warme Stube und das kleine flauschige Vögelein im Nest auf dem Krippendach. An das schöne, hölzerne Karussell, welches sich mit der Wärme der Kerzen im Kreis drehte.

Dieser ganze Zauber geriet in Vergessenheit – bis, ja bis ich irgendwann im Oktober mit dem Kind einkaufen war und es plötzlich von überall scheusslich glitzerte, blinkte, glänzte und funkelte. Ich wollte, wie jedes Jahr, aufstöhnen und fluchen. Die unliebsamen Wörter blieben jedoch auf halbem Weg in meinem Hals stecken und ich schluckte sie schnell hinunter.  Vor mir im Einkaufswagen hopste ein kleiner Körper ganz aufgeregt auf und ab, kleine Hände zeigten wie wild auf all den Plunder, Augen glänzten und ein kleiner Mund rief ganz entzückt: „Ohh..ahhh…Mama, was ist das? “ „Das ist Weihnachten,“, sagte ich, ein bisschen überrumpelt,auch ein bisschen abschätzig und natürlich auch ein bisschen falsch. „Ich will mir das anschauen“, das Kind, völlig aus dem Häuschen, „das ist schön“. Also nahm ich das Kind aus dem Wagen und wir schauten uns lange, unendlich lange diese ganzen Dinge an. Es muss da ja auch immer diese Schneemänner und Nikolause geben, die sich bewegen. Und von irgendwoher fliegt Styroporschnee. Aber der kleine Körper meines Kindes vibrierte regelrecht und ich liess mich anstecken. Und ich hatte so ein warmes Gefühl im Bauch und wusste, dass ich Weihnachten möchte, für uns. Nicht mit Glimmer und Glitzer (vielleicht ein ganz wenig für das Kind), nicht mit religiösem Hintergrund, nicht mit einer Geschenkeflut – aber mit diesem wunderbaren Zauber, ganz viel gemeinsamer Zeit, und kleinen Überraschungen und Liebe. Ein Fest der Familie und der Geborgenheit. Denn das war glaub ich auch die Quintessenz von dem, was ich aus meiner eigenen, frühen Kindheit mitgenommen habe und wohl auch das, was mich später in dieser ganzen Weihnachtszeit immer unsäglich traurig machte.

Jedenfalls bin ich, durch diese ganzen Jahre der Abstinenz, ein totaler Weihnachtsamateur. Zu Beginn war es noch einfach, da konnte ich mit dem Kind einfach ein bisschen in die Stadt „Weihnachten schauen“ gehen. Je näher der Dezember rückte, um so aufgeregter wurde ich.Das Kind und ich waren längst weihnächtlich gestimmt, der Mann liess sich zu Beginn ein bisschen von der andalusischen Sonne irritieren.

Hier nun ein kleiner Einblick in unsere Weihnachtsvorbereitungen.

Der Baum

Wir lagen in Badebekleidung am Strand, die Sonne wärmte angenehm die schon leicht braune Haut.

Ich: Wir brauchen einen Baum

Der Mann: Hm?

Ich: Eine Tanne natürlich nicht

Der Mann: Hm?

Ich: Am besten schon einen toten

Der Mann: Von was sprichst du eigentlich?

Ich: Vom Baum natürlich

Das war bereits Mitte November, gebe ich ja zu. „Der Baum“ stand dann auch bereits in der letzten Novemberwoche in unserer Stube, dank toller Arbeitseinteilung.

Ich war zuständig fürs Finden und nach Hause tragen (er lag am Strassenrand, auf einem Komposthaufen).

Der Mann brachte ihn in Form.

Das Kind darf schmücken und hiermit sind wir schon bei Punkt 2

baum

Weiterlesen

0

Fuengirola

drehen

Ein bisschen überrissen mag es vielleicht sein, die diesjährige Reise als solche zu bezeichnen, denn erklärtes Ziel war ja, in Andalusien eine Bleibe für etwa 2 Monate zu finden. Die eigentliche Reise beschränkt sich somit genau genommen auf die insgesamt 4`oookm des Hin- und  Rückwegs.

Weiterlesen

1

Unterwegs Vinyols – Almeria

Am Montag morgen erwachten wir nach einer unruhigen Nacht unter den Haselnüssen. Irgendwelche Hunderudel mussten in der Nacht unbedingt heulende Wölfe spielen, mit schier unglaublicher Ausdauer. Dafür war der neblige Morgen umso ruhiger, wir die einzigen Gäste. Das Kind fragte erstaunt, wo denn all die Kinder seien, nur um sich dann mit freudigem Gebrüll ganz konkurrenzlos auf das ganze Spielzeug zu schmeissen.

Weiterlesen

2

Herbstliche Aufbruchsstimmung

herbst

Dieses Jahr habe ich den Herbstanfang ganz bewusst wahrgenommen. Er kündigte sich an einem späten Augusttag an, fegte in einem wilden Sturm über den See und brachte erste kühle Strömungen mit. Da roch ich ihn zum ersten Mal. Und mit ihm kam dieses Gefühl von baldigem Aufbruch. Nun sind die Bäume schon beinahe kahl, der Campingplatz liegt im Winterschlaf und wir packen gemütlich unsere sieben Sachen.

herbst4

herbst3

Anfangs Jahr sahen unsere Reisepläne viel kühner aus, nun machen wir eher kleine Schritte. Unser Ziel liegt irgendwo in Andalusien, und morgen machen wir uns auf, es zu suchen. Mit Camperbus „Bonzo“ und drei Monate Zeit im Gepäck. Zeit für uns. Dieses Jahr ist alles ruhig und gemütlich.

herbst2

Letztes Mal sah das anders aus klick.

1

Résumé Reise 2014/15

Ich wollte ja möglichst schnell résümieren, möglichst frisch, zwischenfallslos und so. Jetzt scheint mir alles schon ein bisschen vertrocknet, ein bisschen lange her, ein bisschen weit weg. Ich habe mir die Résumerei ganz fest vorgenommen, obwohl ich ja weiss, dass Vorsätze grundsätzlich ein Problem mit mir haben und alles dafür tun, dass ich sie nicht Umsetzte. Vorsätze sind hinterlistige Schweine. Dieses Mal war da die Magendarmgrippe, kurz nach Ankunft. Kind, Mann und ich eine unschöne Sache, mehrlagig Erbrochenes, man stelle sich das vor (kann man sich das vorstellen?), sowas geht auch nur mit Kind und Mann, mitternächtliche Putzorgien und verspritze Wände. Kaum erholt von diesen Strapazen warf uns eine Erkältung zurück ins Bett. Wir haben also unsere ersten zwei Wochen in der Schweiz vorwiegend liegend, hängend und leidend verbracht.
Weiterlesen

1

Le vent nous portait 4

Der letzte Eintrag liegt schon eine Weile zurueck – wir haben viel erlebt und vorallem auch viel gelebt. Es zieht mich momentan nicht so sehr ins Internet. Wir verbringen die Tage draussen, am Strand, im Sand oder auf dem Wasser. Begegnen Schildkroeten, Flugfischen, Kindern und Erwachsenen und uns selbst. Kaufen frischen Fisch am Steg, grillieren am Meer, mischen Sprachen, tauschen Gedanken und Geschichten.

SAM_3785 SAM_3778
Weiterlesen

5

Mued` geworden

Wir sind mued geworden vom vergeblichen Suchen nach einem Ort fuer uns. Mued geworden von leeren Haeusern, trockener Erde, teuren Hotels ohne Komfort. Von kalten Duschen, trostlosen Restaurants und Uebernachtungen in Absteigen, fuer die wir wahrscheinlich einfach zu alt sind. Wo ich zur feuchttuecherweddelnden Mutter werde, die ich nicht sein moechte, nachts erwache und imaginaere Floehe auf meinem Koerper spuere. Dieser vielleicht jugendlich- romantische Sinn fuer solche Abenteuer ist mir abhanden gekommen.

Kap Verden und wir – das ist keine Liebesgeschichte und wird auch keine mehr werden. Uns kommen die knapp zwei Monate hier wie eine kleine Ewigkeit vor – so etwas haben wir beide auf Reisen noch nie erlebt.

schuhe

Natuerlich haben wir auch Schoenes erlebt, kleine Geschichten ,spannende Begegnungen, tolle Menschen – und doch ist das Grundgefuehl kein positives.

Fuer die Weihnachtstage sind wir mit der Faehre nach Santo Antao gefahren – die Schoenste aller Inseln, wie alle sagen – und dort in der Hafenstadt festgesteckt, teils weil wir keinen Transport fanden, teils weil wir merkten, dass wir einfach keine Lust mehr haben diese Inseln zu bereisen. Unser Weihnachtsmahl in einem ausgestorbenen Restaurant mit muerrischen Angestellten, im Thresen etwa 15 gebratene Gaense – unser Weihnachtsfruestueck in einer Bar mit 15 betrunkenen jungen Maennern. Hat gepasst.

Nach langem hin und her haben wir uns nun dazu entschlossen nach Sal zu fliegen, wo es nichts mehr zu bereisen gibt.